Vorlesung: Warum nicht Marx?

Veranstaltungshinweis

Ringvorlesung, immer mittwochs 18 c. t. – 20 Uhr (erster Termin 25.4.2018) im Hörsaal des Institut für Theaterwissenschaft, Grunewaldstraße 35, 12156 Berlin

Die Vorlesungsreihe Warum nicht Marx? strebt eine transdisziplinäre Zusammenführung nicht nur inhaltlich, sondern auch konzeptuell an, indem sie sowohl Vortragende aus der Theorie und Praxis wie aus unterschiedlichen Fachrichtungen und Kontexten heranholt. Auf diese Weise soll themengeleitet der Austausch über die Fächergrenzen hinaus intensiviert werden. Jeden Mittwoch wird eine Vorlesung mit anschließendem Gespräch im Hörsaal des Instituts für Theaterwissenschaft stattfinden. (+++PROGRAMM s.u.+++)

Projektkoordination und -konzeption: Anna Bitter (HFBK Hamburg), Thekla Neuß (FU Berlin), Sophie Sarcander (FU Berlin). Eine Initiative von Pae-Net. Netzwerk für transdisziplinäre Arbeit. Mit der freundlichen Unterstützung des Instituts für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin, den Tutorien der Film- und Theaterwissenschaft sowie der FSI der Theater-, Film- und Musikwissenschaft, Freie Universität Berlin.

Der Auftakt des kommunistischen Manifestes weckt den Verdacht, dass sich der vermeintliche Messianismus einer noch kommenden Gesellschaftsordnung bei Marx gegen die permanente Erwartung einer stets noch ausstehenden Heimsuchung eingetauscht findet: “Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus”. Hier kündigt sich der Spuk der Vorgängigkeit eines grundlegenden Prinzips an, dem nachzuspüren bedeutet, nach jenen unaussprechlichen, diferenziellen Grundbedingungen zu fragen, die Verschiebungen, Transformationen und Metamorphosen in Prozessen des Tausches, der Fluktuation des Geldes, der Waren, der Zeichen und Informationen, allererst realisieren.

Ja, es gibt Widersprüche in der Welt, so könnte die Diagnose lauten. Doch was machen wir mit ihnen? Lösen wir sie in einer synthetischen Dialektik auf oder bewahren wir sie in einem Denken der Differenz, das es uns gewiss nicht einfach macht? Bereits in Begriffen wie denen der Entfremdung, des Wertes, des Geldes oder im Fetischcharakter der Ware deuten sich bei Marx diverse Manifestationen einer Theoriebildung im Zeichen des Wirksamwerdens von Differenzen an. Sie erweisen sich als potentielle Anschlussstellen, als untergründige Einschreibungen eines widerspenstigen Denkens, die sich über die Disziplinen hinweg zur Diskussion stellen lassen.

Die Vorlesungsreihe versucht diesen Implikationen in den Texten Marx’ nachzugehen und danach zu fragen, wie ein ausgesprochenes „Ja Sagen zur Divergenz“ (Carl Hegemann) es ermöglicht, existierende Widersprüche als konstitutive Differenz zu begreifen. So will „Warum nicht Marx“ anlässlich seines 200. Geburtstages nicht nur Marx bedenken, sondern mit ihm denken und an seinen Texten ein Denken der Differenz freilegen, an das sich diverse Theoreme strukturalistischer, medienhistorischer, semantischer, gendertheorethischer und anderer Perspektiven anknüpfen lassen. Geben wir also ihm das Wort, lassen wir ihn reden, schon diese erste Geste wird uns seine Texte eröffnen, als die Affirmation eines Denkens, das Grundlage jeglicher Form von Zusammenkunft/bruch bildet und die Aktualität der Behauptung der Heimsuchung wagen: „Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus“.

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Programm 

25.4.18
Warum noch Marx?
Carl Hegemann
2.5.18
Die Figur der Abweichung beim frühen Marx und späten Althusser
Maja Hoffmann (HFBK Hamburg)
9.5.18
Gesellschaft als Big Game?
Neue Perspektiven auf Marx aus Sicht der Spieleforschung
Thomas Lilge (HU Berlin / Bild Wissen Gestaltung)
16.5.18
Marx und Beckett.
Zur Bedeutung einer heterogenen Konstellation für das Versprechen der Moderne
Roman Kowert (FU Berlin)
23.5.18
Die prekäre Figur des Subjekts: Gesellschaftliche Form mit Widerstandspotenzial
Hanna Meißner (ZIFG Berlin)
30.5.18
Die Enden der Welt. Und das absolute Böse (Leben)
Michael Mayer (Uni Konstanz / ZHdK)
6.6.18
Verfremdung des Materialismus, Materialismus der Verfremdung
Thomas Zimmermann (FU Berlin)
13.6.18
Marx und Freud als Krisendenker
Samo Tomšič (HU Berlin / Bild Wissen Gestaltung)
20.6.18
Orte des Wilden Denkens.
Ein Gespräch über epistemische Werkstätten
Hans Jörg Rheinberger (MPIWG)
27.6.18
Fetisch – Ware – Arbeit – Kunst
Gertrud Koch (FU Berlin)
4.7.18
Kapitalismus als Rätsel. Marx und die Kritische Theorie
Bastian Ronge (HU Berlin)
11.7.18
Verfall des Handwerks. Zur Romantik des Kapitals
Michael Bies (FU Berlin)
18.7.18
Marx’ Affirmation
Jan Völker (UDK Berlin)