Girl to Guerilla ist ein seit 2011 in Berlin ansässiges, deutsch-belgisch-italienisches Theaterkollektiv und zählt, neben zahlreichen Gästen und Freunden, derzeit 17 feste Mitglieder.
Experiment, Prozess, Immersion, Emersion, Basisdemokratie, Kollektiv, Politik, das Andere, Idee, Utopie, Sammlung, Exzess, Polyphonie, Individuation, Emergenz, Live, Schmutz, Forschung, Gesellschaft, Gemeinschaft, Strukturkritik, das offene Kunstwerk, Unsicherheit, divergentes Portfolio, Multimedialität, Zeit, Körper
Ein wesentliches Moment der kollektiven Performanceprojekte von Girl to Guerilla ist das Experiment, das Arbeitsprozesse und Bühnenformen gleichermaßen auf ihre Möglichkeiten befragt, sie auslotet, sie abtastet, sie erschöpft, sie ausdehnt – ob nun im klassischen Sprechtheater oder in immersiven Dauerperformances.
Arbeit wird für Girl to Guerilla i.d.R. basisdemokratisch gedacht. Gleich, welches Format gerade produziert wird, stets genießen kollektive Ideenfindung und Umsetzung großen Wert im Produktionsprozess. Das Politische in der kollektiven Arbeit wird dabei als Moment permanenter Öffnung zum Anderen hin verstanden. Jedes vorliegende Material, jeder Stoff, jedes Stück ist es wert auf korrumpierbare Bruchstellen abgetastet zu werden, um neuen und alten Ideen und Utopien Einlass ins Theater zu gewähren.
Kollektive Projekte von Girl to Guerilla beginnen gewöhnlich mit der Einzelrecherche der Mitglieder, der Sammlung von Material, das dann in kollektiven Prozessen geschichtet und verschränkt wird, um schließlich in performativen Exzessen zu münden. Es ist eine polyphone Arbeitsweise, in der die Einzelmitglieder sich zugleich als hochgradig individuierte Subjekte hervortun und gleichsam die Summe des gesamten Produktionsprozess formen. Regie und Dramaturgie sind dabei selten von der Spielebene getrennt, sondern meist in immersive, „schmutzige“, Spielprozesse eingebunden, sodass die Stücke von Girl to Guerilla stets einen hohen Grad an Dynamik und Responsibilität aufweisen.
Experimentelles Forschen ist eine weitere Säule im Schaffen von Girl to Guerilla. Das bedeutet: Ein offenes Forschen – unter anderem am Publikum, an sich selbst und an natürlich an grundlegenden Strukturen der Gesell- und Gemeinschaften der Welt. Es ist ein Forschen, welches sich zum Ziel gesetzt hat, das vorliegende Material von möglichst multiplen Perspektiven aus zu beleuchten und so Extremismen der Ungewissheit, der Offenheit, der Radikalität, der Utopie zu erzeugen. Das kann gewissermaßen als der ethische Imperativ im Schaffen von Girl to Guerilla betrachtet werden.
In den vergangenen Jahren hat Girl to Guerilla unter den genannten Ideen unterschiedliche Spiel-Formate, wie den Reisparteitag, GlobexX oder die Paulsens als kollektive Arbeiten entwickelt, denen jeweils eine spezifische Ästhetik und ein spezifischer Spielmodus zu eigen ist. Dabei reicht das Wirken von Girl to Guerilla über ein hochdivergentes Spektrum:
Emersives Theater, Immersives Theater, Diskurstheater, Spielfilme, Klassikerneubearbeitungen, Performatives Theater, Performances, Lectures, Lesungen, Video-Art, Hörspiele, Internetserien, Game Pieces, Ritualtheater, Konzerte, Festivals, …
In den verschiedenen Performanceformaten, die sich meist durch einen steten Wechsel von Immersion und Emersion und extreme Spieldauern auszeichnen, geht es auch immer um ein Erzeugen von Unsicherheitsmomenten, die sich in enervierenden Wiederholungsschleifen erzeugen, in einem Erschöpfen von Zeit, körperlicher Intensität, dem Ausloten von extremer Multimedialität und Bühnenraumwahrnehmung, sowie Momenten der Überstrapazierung und der Schichtung der verschiedensten Bedeutungsebenen. Die Stücke und Performances von Girl to Guerilla sind vor allem eines: EXZESSIV!